Donnerstag, Oktober 05, 2006

Review: Die Jungfrau und die Peitsche

Die junge und unschuldige Eugenie soll ein Wochende bei Madame de Saint-Ange und deren Bruder Mirvel auf einer idyllischen Mittelmeerinsel verbringen. Doch sie ahnut nicht, dass die beiden von den Schriften des Marquis de Sade beeinflusst sind, und auf ihren Anwesen okkulte Zusammenkünfte stattfinden, welche von dem finsteren Dolmance geleitet werden. Schnell wird Eugenie zur Hauptperson des perfiden Spieles, des Inzestiösen Geschwisterpärchen und Gerät in einen Strudel aus Sexorgien, Drogen und sadomasochistischen Praktiken, aus denen es kein Entrinnen gibt.

Was uns Jess Franco ("Der Hexentöter von Blackmoor"[1970], "Marquis de Sade: Justine" [1969]) mit seiner 70er Jahre-Variante des "Marquis de Sade"-Stoffes abliefert, ist eine traumhafte, wie erschreckende Mischung aus erotischen Phantasien, welche uns des Öfteren in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele blicken lassen, und bizarrer Psychospielchen der Geschwister, welche die blutjunge Eugenie sexuell hörig machen, sie unter Drogen setzen und sie für ihre Orgien missbrauchen. Franco liefert uns hier ein psychedelisches Meisterwerk ab, welches uns ohne übertriebene Kameraspielereien - schon fast Franco untypisch - in eine surreal wirkende Welt entführt. Fiktion vermischt sich hier mit Realität, untermauert mit einem hypnotischen Soundtrack Bruno Nicolais ("Die Nonne von Verona" [1973], "Lasst uns töten Companeros" [1970] ), sowie einer hervorragenden Kameraarbeit und den stets passenden Einsatz von Farbfiltern, welche das Gezeigte in grelles Rot erstrahlen lassen und somit die Fronten noch stärker miteinander vermischen. Ist das Gezeigte nur ein Traum oder die alptraumhafte Realität?
Ästhetischer als kaum ein anderer Franco-Film werden prickelnde Sexszenen, mit brutaler Folter vermischt, ohne dabei geschmacklos oder gar plakativ zu wirken. Alles erscheint wie ein einziger großer (Alp)Traum, ein den Geist und Verstand zerfressenden Drogentrip und endet mit einem überraschend logischen Plottwist, bei dem Christopher Lee ("Das Schloss des Grauens" [1963], "Dracula - Nächte des Entsetzens" [1970]) unter Beweis stellt, dass er in nahezu jedem Film eine gute Figur macht. Dabei war sein kurzer Auftritt nur ein "Gefallen", welchen er Produzent Harry Alan Towers ("Geheimnis im blauen Schloß" [1965], ) noch schuldig war. Lee sagte später selbst über seine kurze Rolle, dass er über derartige Freizügigkeiten entsetzt war.

"De Sades Eugenie - Die Jungfrau und die Peitsche" ist einer der beeindruckensten Franco-Filme aller Zeiten, und so typisch untypisch wie es eben nur geht. Man spürt auf der einen Seite deutliche die Hand Francos und auf der anderen Seite wirkt "Eugenie" schon fast zu kunstvoll, als dass er von Franco stammen könnte. Ein großartiger Film, mit einer bezaubernden Marie Lijedah, welche danach leider nur noch in einem Film zu sehen war.

Die DVD aus dem Hause epix überzeugt im übrigen mit einer dem Alter entsprechend gutenBild- und Tonqualität, sowie netten Extras, wobei wir hier die Dokumentation der US-DVD vermissen.


Wildkatzen - Die Jungfrau und die Peitsche
aka. De Sade 70

Originaltitel: Eugenie

Lichtenstein / Deutschland / Frankreich 1970

Laufzeit: 84 Minuten
Freigabe: ab 16 Jahre
Regie: Jess Franco
Darsteller: Marie Lijedahl, Maria Rohm, Jack Taylor, Christopher Lee u.a
Vertrieb: EPIX

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1 Comments:

Anonymous Anonym said...

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09 Juni, 2013  

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